JvH: Sehr geehrter Herr Vollenweider, danke, dass Sie sich bereit erklärt haben, in der stressigen Vorweihnachtszeit noch ein Interview zu geben. Wie geht es Ihnen?
HV: Es gibt viel zu erzählen, da muss man sich die Zeit einfach nehmen. Es geht mir hervorragend. Letzte Woche, die Woche in der mein Buch erschien, war für mich etwas ganz Großes. Fast so, als sei ein Kind geboren. Ich hatte ja schon gar nicht mehr damit gerechnet, mein Werk irgendwann gedruckt in den Händen zu halten, nach der Odyssee der letzten Monate.
JvH: Das müssen Sie bitte kurz näher erklären. Welche Odyssee meinen Sie?
HV: Bevor wir beide uns trafen, hatte ich ja bereits ein paar – zumindest am Anfang – vielversprechende Angebote zur Veröffentlichung meines brisanten Manuskripts auf dem Tisch. Doch je konkreter diese Angebote wurden, umso mehr ließen die Verlage auch „die Katze aus dem Sack“. Die Verlags-Oberen und das Lektorat wollte auf einmal ganze Passagen bzw. sogar Kapitel ändern – und ändern ist hier eigentlich das falsche Wort, es sollte entschärft, verzerrt, ja gezähmt werden. Bei einem großen Verlag hatte ich sogar das Gefühl, man wollte mir die Rechte für viel Geld abschwatzen, um das Manuskript dann in irgendeiner Schublade verschwinden zu lassen.
Umso genialer war natürlich der Moment letzte Woche, als wir beide die ersten Bücher signieren konnten. Ein Gefühl von Freude, Erleichterung, Stolz und auch ein wenig Schiss.
JvH: Wieso Schiss?
HV: Nun, das Buch tritt doch sehr vielen mächtigen Leuten auf die Füße, Jean-Claude Juncker, Martin Schulz, Angela Merkel, Wolfgang Schäuble, Carsten Maschmeyer, dem „Who is Who“ der Bankenszene, George Soros, diversen Medien – rund 120 mit Namen genannten Firmen und Institutionen, Terrororganisationen wie der palästinensischen „Fatah“ oder den „Tigers of Tamil“ aus Sri Lanka usw. Und dann verrate ich doch eine Menge Tricks aus der Geldwäscher- und Steuersparindustrie. Zudem berichte ich Buch ja auch, wie es in den elitären Züricher Clubs wie dem „Club zum Rennweg“ oder dem „Entrepreneurs Round Table“ zugeht, wer dort verkehrt und wo es Verknüpfungen zur Züricher Freimaurerloge „Modestia cum Libertate“ gibt.
Ich kann mir gut vorstellen, wie uncool diese Leute oder die Beteiligten die Fülle an Enthüllungen finden werden. Das ist schon so, als wenn man sich mit der Mafia anlegt.
Auf der anderen Seite hätte ich mit meinem Wissen auch nicht länger hinterm Berg halten können. Was ich geschrieben habe, musste an die Öffentlichkeit.
JvH: Wie schätzen Sie die momentane Lage ein? Worauf müssen wir uns die nächsten Monate gefasst machen?
HV: Sicherlich auf einiges. Am Sonntag hatte Italien per Volksabstimmung die angestrebte Verfassungsänderung der Regierung von Matteo Renzi abgelehnt und damit ihren Ministerpräsidenten und sein Kabinett abgewatscht. Man wollte den Senat entmachten, um leichter Gesetze und „EU-Vorgaben“ umsetzen zu können. Renzi hat in der Zwischenzeit seinen Rücktritt bekanntgegeben. Für die Eurokraten ist das ein herber Rückschlag, für die EU-Gegner – vor allem in Italien – ist dies ein massiver Gewinn. Sie sind gestärkt aus dieser Abstimmung hervorgegangen. Hoffentlich ist es ein Schritt weiter in Richtung weg von der EUdssR, der Entmachtung der Parlamente und der Gleichmacherei.
JvH: Was denken Sie über die Wahl in den USA?
HV: Ich bin auf der einen Seite froh, dass Clinton nicht Präsidentin geworden ist. Auf der anderen Seite traue ich Trump noch nicht ganz über den Weg.
JvH: Was gibt Ihnen den Anlass an Trump zu zweifeln? Viele, gerade kritische Stimmen, setzen viel auf Trump.
HV: Am Anfang hatte ich ein gutes Bauchgefühl, seit letzter Woche hat sich das aber etwas getrübt. Ich möchte Ihnen erklären, warum: Trump hat vor einigen Tagen Steven Mnuchin als zukünftigen Finanzminister (Treasury Secretary) für sein Kabinett ernannt. Mnuchin ist in Bankerkreisen bekannt, er war früher ein erfolgreicher Partner bei der ganz und gar nicht unumstrittenen Bank Goldman Sachs. Danach war er erfolgreicher Hedgefond-Manager und ein wichtiger Finanzier in Hollywood. Man könnte jetzt argumentieren, dass Mnuchin einfach ein erfahrener Mann sei, ich bin mir bei diesem Herrn aber noch nicht ganz sicher. Anlass zur Sorge gibt mir, dass sein Sohn immer noch aktiver Goldman-Sachs-Banker ist. Mnuchins Freundeskreis besteht aus den größten Köpfen der Bank, z.B. Lloyd Blankfein, dem langjährigen CEO der Bank, sprich: Er ist durch und durch ein „Goldman“. Und noch mehr stutzig macht mich seine Vergangenheit im Hedgefond-Bereich. Mnuchins Hedgefond war damals mehr als nur erfolgreich, er war „Top of the Top“, das zieht alles an, was Geld hat, darunter unter anderem auch George Soros (eigentlich György Schwartz), dessen Machenschaften vielen bekannt sein dürften und der nicht zu Unrecht eine Erwähnung in meinem Buch fand, wenn es um die umstrittenen „Panama Papers“ geht. Mnuchin führte nach seiner Tätigkeit bei Goldman Sachs einen Hedgefond allein für Soros, die beiden kennen sich also mehr als gut – oder besser gesagt, Soros hat Mnuchin groß gemacht und dieser hat Soros sehr viel zu verdanken.
JvH: Ich sehe ein verschmitztes Lächeln auf Ihrem Gesicht. Sie haben doch noch mehr Informationen, oder?
HV: Informationen nicht, aber eine Vermutung. Wir wissen alle, dass George Soros Clinton unterstützt hat. Nach der Wahl mehrten sich die Berichte darüber, dass Soros und andere „spezielle Größen“ aus der Finanzwelt sich treffen würden, um einen Plan gegen Trump zu schmieden, ja sogar Krieg gegen ihn zu führen. Ich nehme an, Mnuchin als Finanzminister war der Kompromiss beider Seiten, um diesen Konflikt heimlich beilegen zu können – was aber auch bedeutet, dass die hässliche Seite der Finanzwelt ihren Einfluss durch Trump nicht gänzlich eingebüßt hat.
JvH: Welche Auswirkungen dieser beiden Ereignisse sehen Sie für uns?
HV: Nun, ich schreibe ja schon in meinem Buch, dass es sich lohnt, die Augen offen zu halten und sich mit dem Thema „Finanzen“ etwas mehr auseinanderzusetzen. Die meisten Deutschen haben überhaupt keinen Plan davon, wem sie ihr Geld überhaupt anvertrauen. Es wird einfach irgendwo ein Konto eröffnet und da liegt das eigene Geld dann rum. Ich wette mit Ihnen, wenn der Deutsche sich einen Rasenmäher oder ein Handy kauft, dann recherchiert er hundert Mal mehr, als wenn er losgeht und ein Konto bei irgendeiner Bank eröffnet oder eine Versicherung zur Altersvorsorge abschließt. Viele, oder besser gesagt, die meisten wissen also gar nicht, wem sie ihr Geld anvertrauen, was diese Leute dann damit machen und ob es überhaupt sicher ist, da wo es ist. Als kleines Beispiel: Viele Versicherungsprodukte zur Altersvorsorge investieren im Euroraum in Pleitestaaten, in Industrien, die sich in der Krise befinden – wie gerade im Moment die deutsche Autoindustrie und ihre Zulieferer. Wenn sich die Deutschen mehr Gedanken über ihr Geld machen würden, dann hätten sie schon viel gewonnen, gerade für die Zukunft. Es ist nicht so schwer, wie es klingt, glauben Sie mir.
JvH: Was steht bei Ihnen in nächster Zeit an, Herr Vollenweider?
HV: Ach. lieber Jan van Helsing, in den nächsten zwei Wochen wohl noch viel Arbeit, Recherche für den zweiten Teil von „Bankster“ und zu Weihnachten werde ich einfach mal die Füße hochlegen. Es gibt noch sehr viel zu berichten. Ich habe im ersten Teil noch lange nicht alle Machenschaften der Bankster, der Eurokraten, ihrer Helfer und Helfershelfer aufgedeckt. Vor allem das Thema Blackrock juckt mir in den Fingern…
JvH: Vielen Dank für das Interview, Herr Vollenweider!