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- Artikel-Nr.: AMA10695
- Autor: Bernd von den Brincken (Autor), Rena Tangens (Vorwort)
- ISBN: 978-3927158207
- Gewicht: 0.23 kg
- Erscheinungsdatum: 23. September 2019
160 Seiten, Spiralbindung
Hilfe, wir werden dümmer als die Computer!
Oder retten die Maschinen vielleicht den verkorksten Planeten?
Künstliche Intelligenz soll die Welt verbessern, vom Smartphone über autonome Autos bis zur Lösung des Hungerproblems. Medien, Wirtschaft und Politik versprechen gar wundersam Ding.
Aber kann das überhaupt klappen? Das Buch erklärt die wichtigen KI-Techniken - Expertensysteme und Neuronale Netze - in verständlicher Sprache und anschaulichen Beispielen. Weitere Themen:
- Die soziale Dimension menschlicher Geistesleistung
- Motive der KI-Optimisten
- Historie und Neo-Futurismus
- Verwandte Narrative, autonomes Fahren und Cyberwar
Minsky trifft auf Nietzsche, Kurzweil auf Luhmann, in Nebenrollen:
Ameisen, Delfine und Felix der Störenfried.
Ein kritischer Blick auf den Hype um künstliche Intelligenz.
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Bernd von den Brincken arbeitet seit den 1980ern als Software-Entwickler, Künstler, Publizist und IT-Berater.
Da kommt eine Welle
Künstliche Intelligenz erlebt Ende der 2010er Jahre einen erstaunlichen Schub in der medialen Präsenz. Hin- und hergerissen zwichen Faszination und Schauer berichten Wochenzeitungen von bevorstehenden Durchbrüchen, Zukunftsmanager und Wirtschafts-Propheten halten dramatische Vorträge und Minister möchten wichtige Impulse geben. Der Tatort bringt das Thema in gewohnt provinz-dramatischer Façon in die Wohnzimmer.
Zuhause können wir nun endlich eine Jacke bestellen, ohne die Tastatur zu bemühen. Ein intelligenter persönlicher Assistent führt uns geduldig durch den Bestellprozess, und beantwortet kosmologische Fragen, jedenfalls in der TV-Werbung. Der Staubsauger-Roboter macht seine Arbeit ganz alleine, solange der Beutel nicht überläuft. Dank Internet of Things können sich allerlei Haushaltsgeräte schon bald mit uns, oder untereinander, austauschen.
In der bergischen Metropole Wuppertal stellt ein stadtbekannt schillernder Immobilien-Unternehmer, Grünen-Politiker und Gastronom sein neues Buch vor, wonach „die Welt nur digital zu retten“ sei, „oder gar nicht“. Robert Habeck, Kanzler-in-spe der Grünen Partei, spendet im Vorwort eifrig Beifall.
Das Aufmacher-Foto des Vortrags zeigt freundliche Bade-Urlauber am Strand. Was kommt da auf uns zu? Am Horizont sieht man eine bräunliche Welle – O wei, ja, das Bild entstand in Thailand 2004 kurz vor dem Aufschlag der Tsunami-Welle. Die Urlauber werden kurz danach nicht mehr leben.
Und so würde es uns wohl auch gehen, wenn wir jetzt nicht genau zuhören: Eine Reihe von technologischen Durchbrüchen stehen direkt vor der Tür, nicht unbedingt alle angenehm, aber ach, unvermeidlich. Ganz vorn die künstliche Super-, also dem Menschen überlegene Intelligenz.
Auch in Berlin wird das Thema aufmerksam verfolgt, natürlich mit Hauptstadt-Format. Auf der Digital-Konferenz re:publica bewundert Wissenschafts-Ministerin Karliczek eine Installation, die junge Menschen spielerisch damit versöhnen möchte, ihren Arbeitsplatz tendenziell an einen Roboter zu verlieren. „Statt Horrorszenarien“ bietet das Projekt „berufliche Alternativen an, in denen du weniger wahrscheinlich ersetzt wirst.“
Wem es an Beweglichkeit dazu fehlt, Pech gehabt.
Hauptstadt-typisch versammeln sich eifrige Lobbyisten um das Thema. Eine Beratergruppe, nein sorry: Think-Tank für „neue Verantwortung“ berichtet regelmäßig in Workshops und ‚Policy Briefs‘ aus der digitalen Zukunft. Es geht um cyber-Sicherheit und „Fact-checking gegen Desinformation“.
Zentrale These: Künstliche Intelligenz verändert unsere Welt.
Sogleich legt man „Eckpunkte einer nationalen KI-Strategie“ vor: Deutschland hinkt hinterher, wir müssen die Kompetenzen fördern, mehr Daten „als Rohstoff für KI“ sammeln, national und international denken, dabei auch die „Gesellschaft mitnehmen“, und weltweit KI-Vorreiter werden.
Neuerdings will die deutsche Regierung, mit Verweis auf China und andere Länder, Milliarden zur Förderung der „Schlüssel-Technologie“ bereitstellen. Nachrichtensprecher erklären die wirtschaftspolitische Herausforderung. KI-Industrie müsse – und könne – bald jene Arbeitsplatzverluste kompensieren, die der Automobil-Industrie nach Skandalen und Elektrowende drohen.
In TV-Werbespots erklärt uns der führende Hersteller von PC-Software, wie seine KI-Programme helfen, den Hunger der Welt zu besiegen. Düngung und Ernte der Felder werden optimiert, wie kein Mensch das kann. Dass Hunger meist nicht durch Mangel an Nährstoffen sondern politisch und organisatorisch verursacht ist – stört die Botschaft nicht weiter.
Ein kluger Kopf aus Nahost hat nach Yoga-Meditation die Klarheit erlangt, große Zusammenhänge zu erkennen, und zu erklären. In drei wortreichen Büchern erklärt er die Geschichte der Menschheit. Aktuell noch von Engstirnigkeit und Populismus bedroht, trete diese mit KI nun in eine neue Phase.Was andere helle Köpfe vor 75 Jahren Dialektik der Aufklärung nannten – konnten die jedenfalls nicht so auflagenstark verbreiten. Vor allem fehlte ihnen der Glaube an den Homo Deus, gottgleich, unsterblich und via Software-Biotechnik mega-intelligent.
Kanzlerin Merkel hat die Werke des Autors tief in ihr Herz geschlossen, wurde schon bei seinen Lesungen gesehen.
Wie jeder Hype hat auch dieser ein selbstverstärkendes Moment: Wenn so viele davon reden, muss wohl etwas dran sein. Ansonsten man fragen könnte, warum eine ‚digitale Transformation‘ im Jahre 2020 durchschlagen soll, nachdem es schon 30 Jahre Jedermann-Computer, 20 Jahre Jedermann-Internet und 10 Jahre Telefone gibt, die always on Daten um die Welt funken.
Der Trend hat zudem einen langen Atem: Etwa alle zehn Jahre kommt die Story des bevorstehenden KI-Durchbruchs erneut auf den Tisch – gerade lang genug, um die vorige Generation von KI-Propheten, -Investoren, -Wissenschaftlern und -Publizisten ohne großen Gesichtsverlust aus der Verantwortung zu entlassen. Deren Kernaussage wurde bisher regelmäßig enttäuscht: Künstliche Intelligenz werde schon bald die menschlichen Fähigkeiten überflügeln.